Mittwoch, 7. Januar 2015

Er ist weg


Wer ist weg? Wer hat sich da so leise, still und heimlich aus dem Staub gemacht? War er wichtig? Brauche ich ihn noch oder kann ich locker darauf verzichten? Oder ist er einfach weggeschickt worden? Und wenn ja, von wem? Und verdammt, wo ist er jetzt? Kann ich ihn nicht wieder haben? Ich hatte ihn gern. Er erhellte mir meinen Tag, zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Ein wohliges Gefühl machte sich in der Magengrube breit. Ja, das ist es. Ich brauche ihn. Jetzt weiß ich es. Jetzt, wo er weg ist.


Wer ist weg?
Noch mal die selbe Frage. Eine simple Antwort:
Der Anstand!
Der Mut!
Der Respekt!

Der Anstand, uns auf unsere eigenen Werte zu besinnen und auch so zu handeln.
Der Anstand, niemand abzuweisen, egal welches Anliegen er hat.
Der Anstand, uns auch mal weniger wichtig zu nehmen und mal innezuhalten. 

Der Mut, neue Wege zu gehen.
Der Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Der Mut, diese Wahrheiten anzunehmen und zu versuchen, diese zu verstehen.
Der Mut,  Dinge zu akzeptieren, wie sie sind.

Der Respekt, der erst ein zufriedenes Miteinander ermöglicht.
Der Respekt, der uns freier und offener leben und lieben läßt.
Der Respekt, andere Menschen, egal wo sie herkommen, woran sie glauben und wie sie leben, anzunehmen.

Wir sind alle verschieden. Ganz einfach! Respekt ermöglicht erst, dass wir miteinander auskommen.
Es sind Menschen, wie wir es auch sind. Es gibt keine besseren Menschen oder schlechtere. Es gibt Menschen, die glauben besser zu sein. Doch warum sollte ein Menschenleben mehr wert sein als ein anderes? Und wer bestimmt das denn? Die Menschen mit dem großen Geldbeutel oder die mit der "weißen Hautfarbe" oder die in den richtig wichtigen Positionen, die uns erklären wollen, wie Gesellschaft und das Miteinander funktionieren kann und soll oder muss?
Wie paradox ist das denn und was mich quält ist die Frage: Wo kommen wir hin, wenn wir es nicht schaffen, Menschen in Not Hilfe anzubieten? Wie wäre es denn umgekehrt? Wenn wir in Not wären, wer hilft uns dann?
Es hakt in den Köpfen, es hakt in der Gesellschaft. Leider.



Oder war es doch noch der Tannenbaum, der heute aus dem Wohnzimmer geflogen ist und seitdem halb nackt, verlassen und allein auf der dunklen, kalten Terrasse steht?

Wer weiß.