Samstag, 13. Dezember 2014

Aufrecht gehen oder Der etwas andere Jahresrückblick

Der Dezember hat es bisher nur bis zur Hälfte geschafft und doch schließe ich mich der Tradition unserer Fernsehsender an und lasse mein Jahr mal Revue passieren.
Es war positiv, aber nicht nur.
Ich habe mir 3 Lebensträume erfüllen können, eigentlich zu viele für nur ein Jahr. Aber es hat sich so ergeben und manchmal muss man die Gelegenheiten einfach ergreifen, sie bieten sich einem nahezu an und man muss nur noch zuschlagen.
Zu meinem Geburtstag im Sommer habe ich mir mein schönstes Geschenk gemacht und mein erstes Buch veröffentlicht. Einfach so.
Naja, nein, es waren knapp anderthalb Jahre Arbeit, bis es soweit war. Aber es hat sich gelohnt, ich bin stolz auf mich und ich muss sagen, dass es ein wahnsinnig gutes Gefühl ist. Ich habe etwas erschaffen und das macht Lust auf mehr. Und so ist es natürlich kein Wunder, dass ich an meinen nächsten Romanen sitze.
Es gab aber leider auch Veränderungen, Enttäuschungen und negative Erfahrungen, die ich nicht hätte machen wollen. Ich wurde genötigt, beleidigt und für hanebüchene Intrigen missbraucht.
"Leute, ich bin nicht dumm, ich durchschaue euer Spiel und ich weiß, was da läuft. Aber verlasst euch darauf, ich habe einen Plan und den werde ich umsetzen." Was mir nicht nur Genugtuung verschaffen wird, sondern auch die Möglichkeit, eingefahrene Situationen zu verändern und ganz ehrlich, darauf freue ich mich wieder.  (Ich glaube zwar nicht wirklich, das eine/r der Betroffenen dies liest, aber dieser Aufruf musste sein. ;-)
Aber es ist ernst. Diese negativen Einflüsse kamen und kommen aus Richtungen, aus denen ich es nie vermutet hätte. Uns Frauen wird doch Einfühlungsvermögen sowie Mitgefühl nachgesagt, wir können mit unseren zwei Gehirnhälften denken und doch legen manche ein so primitives Verhalten an den Tag, dass es verwundert und stutzig macht.
Wir verleugnen und manipulieren uns selbst, belügen uns nach Strich und Faden. Ja, das können wir gut. Und in unserem tagtäglichen Miteinander sind wir keinen Deut besser.
Sorry, Ladys, aber ich versteh das nicht. Ihr regt euch über die Herrenwitze und Zotten alter Herren auf, aber könnt selbst am besten austeilen. Warum dann also die Aufregung? Was sind oder sollten wir denn dann besser sein?
Und wenn ich an so manches Gespräch über die männliche Spezies denke, wäre ein Aufschrei der Männerwelt angebracht. Also überdenkt mal eure Verhaltensweisen und vor allem euer Gespräch, das schon echt peinlich werden kann. 
Dann orientiere ich mich lieber an Malala oder all den anderen Heldinnen unserer Zeit, die uneigennützig ihr eigenes Leben in Gefahr bringen, um zu helfen und die Welt zum Besseren zu verändern. 

Und weil mein Jahr so gut für mich gelaufen ist und ich mir etliche Wünsche und Träume erfüllen konnte, habe ich für das kommende Jahr eigentlich nur einen Wunsch: Friede.
So banal und lapidar sich das anhört, aber ich bin der Meinung, dass uns der Friede verloren geht und wir nahe dran sind, es noch nicht einmal zu bemerken. Wir hetzen durch unsere Tage, wir sprechen unüberlegte Worte aus, die verletztend und auch mal beleidigend sind und wir machen uns nicht die geringsten Gedanken mehr darüber, wie wir uns verhalten. Das ist traurig und beschämend zugleich. Wir bezeichnen uns selbst als höhere Rasse, was auch immer damit gemeint ist, aber wir verhalten uns teilweise schlimmer und abartiger als so manches Tier es tun würde. Aber wir haben den Willen und das Bewußtsein, und doch handeln wir dem entgegen.
Wir leben also in einer Welt, in einer Gesellschaft, die wir uns selbst erschaffen, kalt, gewissenlos, unbarmherzig. Ab und an hören wir das Schlagen unseres Herzens und die verzweifelten Schreie unseres Gewissens, aber schnell, sehr schnell wenden wir uns ab und begeben uns zurück in den Trott. Nur bleibt die Frage: Wollen wir tatsächlich so leben? Wollen wir uns gegenseitig auf die Nerven gehen, unseren Nachbarn drangsalieren, die Kollegen mobben, die Verkäufer beleidigen, die eigenen Ansprüche auf jeden Fall und um jeden Preis durchsetzend. Wollen wir das wirklich? Rücksichtslosigkeit hat sich zu einem Phänomen gemausert, welches mir widerstrebt und ja, auch Angst macht.
Ich habe heute durch Zufall ein Video gesehen, in dem eine Frau ein Kind geschlagen hat. Es hat mich sprachlos und entsetzt zurückgelassen. Aber nicht die Tatsache, diese Tat mitansehen zu müssen, sondern der Gedanke, dass dieses menschenverachtende Verhalten stündlich, minütlich tausendfach auf unserer Welt, in unserer Gesellschaft vorkommt und wir nichts weiter zu tun haben, als um uns selbst zu kümmern. Was gehen uns schließlich auch die Probleme anderer an? Auch wenn es sich um die anderen um hilfsbedürftige, wehrlose Kinder handelt?
Natürlich ist es anstrengend und aufreibend, sich schützend davor zu stellen und STOPP zu rufen. Aber Bequemlichkeit und die eigene Faulheit helfen diesen Kindern, der tatsächlichen Zukunft unserer Gesellschaft, nicht weiter. Im Gegenteil. Wir enttäuschen sie und damit uns selbst. Und wer ein Gewissen hat, wird bei diesem Gedanken, unruhig werden. Müssen wir uns dann eigentlich noch wundern, wenn die Kinder unsere Verhaltensweisen an den Tag legen? Von wem sehen sie es denn? Von wem lernen sie?
Und doch muss uns auch bewusst werden, dass Ungerechtigkeiten, und seien so noch so (vermeintlich) gering, verletzen und Narben hinterlassen. Die Verkäuferin, die von Kunden angeschnauzt und beleidigt wird, die Kunden, die Handwerker schikanieren, Kollegen, die sich eine Freude machen, andere zu erniedrigen. Alle diese Menschen hinterlassen Narben in den Seelen, dem Bewusstsein ihrer Opfer. Ja, Opfer! Und wen wundert es dann noch, dass diese "Opfer" sich wehren und ihre Freude ablegen. Der Frust steigert sich und wird weitergegeben.
Also laßt uns doch bitte einfach viel bewusster mit uns und unseren Mitmenschen umgehen. Wir sind doch zivilisierte Menschen, oder nicht? Und ein Lächeln tut nicht weh. Ich weiß es.
Mehr wünsche ich mir gar nicht.
Nur ein bißchen mehr Friede und Liebe unter uns Menschen, damit jeder wieder stolz sein kann, ein Mensch zu sein.
Ist das zu viel verlangt?

"Zum Homosapiens gehört mehr als aufrecht gehen..." Wie recht er doch hat. Uns macht doch mehr aus, oder etwa nicht?


Und morgen setze ich mich auf meine neue Schwalbe, drehe eine kleine Runde, schau auf meinem Weinberg vorbei und nehme die neue Lieferung von Büchern aus der Druckerei in Empfang, kuschle ich mit meinen Kindern und freue mich, dass ich am Leben bin!

Ich wünsche euch allen, ein gesegnetes Weihnachtsfest, genießt diese besinnlichen Tage, setzt euch selber nicht einem unnötigen Streß aus, nehmt die Hektik aus euren Tagen und genießt die Zeit mit euren Freunden und der Familie.
In Kürze bricht ein neues Jahr an, neue, ungeahnte Möglichkeiten eröffnen sich und wir werden neue Erfahrungen sammeln. Seien wir offen und vor allem ehrlich zu uns selbst und dann rocken wir das!

Alles Liebe!


Zitat aus "Aufrecht gehen"von Farin Urlaub

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